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Seit ich vor einigen Monaten die Diagnose „Hochsensibilität“ bekommen habe und wir auch bei unserer Tochter eine Hochsensibilität vermuten, setze ich mich vermehrt mit der Thematik auseinander.
Heute möchte ich euch ein Buch vorstellen, das ich in den letzten Wochen gelesen habe:
„Mein Kind ist hochsensibel – was tun?“ von Rolf Sellin
Schon ein paar Tage nach Emmas Geburt ist uns zum ersten Mal aufgefallen, dass sie wie ein kleiner Staubsauger ist: jedes Geräusch, jede Veränderung der Beleuchtung, jede Stimme und Person – alles hat sie mitbekommen. Unser Gefühl hat uns aber auch gesagt, dass Emma all diese Dinge gar nicht unbedingt mitbekommen möchte, sondern diese Fähigkeit oder Besonderheit einfach in ihr steckt. Nie hat sie in ihren ersten Lebensmonaten tagsüber länger als 20 Minuten geschlafen. Sie konnte einfach nicht zur Ruhe kommen. Und je mehr Geräusche, Stimmen und Personen sie am Tag wahrgenommen hat, desto schwieriger waren die Abende, an denen sie meist stundenlang geschrien hat. Auch Veränderungen im Tagesablauf haben das Schreien am Abend verstärkt. Dass das mit einer Hochsensibilität zusammenhängen könnte, war uns zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst.
Je älter Emma wurde, desto mehr Dinge sind uns aufgefallen. Für uns waren es erstmal Charaktereigenschaften, die sich nunmal von Mensch zu Mensch unterscheiden. Viele dieser Eigenschaften kamen mir sogar sehr bekannt vor, da ich sie selber in mir trage. Wie wir mit diesen Eigenschaften umgehen sollten, war uns aber nicht immer ganz klar. Für gewöhnlich haben wir auf unser Herz gehört, haben auf Emmas Reaktionen geachtet und haben dementsprechend oftmals Entscheidungen getroffen, die nicht immer gut bei allen anderen angekommen sind. Obwohl wir gefühlt von Anfang an den richtigen Weg eingeschlagen haben, tauchte doch immer mal wieder die Frage auf, ob wir etwas hätten anders machen sollen.
Das Buch „Mein Kind ist hochsensibel – was tun?“ beschäftigt sich genau mit dieser Frage: wie soll mal micht hochsensiblen Kindern umgehen? Wie können wir sie verstehen, stärken und fördern?
Ganz zu Beginn des Buches erklärt der Autor erstmal die wichtigsten Fakten und verdeutlicht, was „hochsensibel“ eigentlich bedeutet. Schnell wird einem klar, dass die Hochsensibilität kein Manko ist und man ganz normal damit aufwachsen, leben und arbeiten kann. „Hochsensibilität ist keine Krankheit – Hochsensibel zu sein ist eine Wesensart“. Der Autor verdeutlicht aber auch, welche Auswirkungen es haben kann, wenn die Hochsensibilität nicht angenommen bzw. sogar abgelehnt wird und die Anpassungsversuche des Kindes immer wieder schief laufen.
In einem kurzen Test kann man die Wahrscheinlichkeit, ob das eigene Kind hochsensibel ist, herausfinden. Sowohl für Emma als auch für mich ist dieser Test positiv ausgefallen.
Die nächsten Kapitel des Buches setzen sich unteranderem mit den Themen „Ein hochsensibel Kind auf das Leben vorbereiten“, „Anders wahrnehmen als andere“, „Die Grenzen des Kindes“ und „Erwachsene Hochsensible“ auseinander. Zudem gibt es Extrakapitel für hochsensible Schüler, hochsensible Jugendliche und für hochsensible Eltern, Lehrer und Erzieher.
Jedes Kapitel ist sehr durchdacht aufgebaut, beleuchtet die wichtigsten Fragestellungen und hält Methoden für Kinder oder die gesamte Familie bereit. Sehr gut gefallen mir auch die Diagramme, die an verschiedenen Stellen des Buches auftauchen, und die Zusammenfassungen, die am Ende jedes Kapitels zu finden sind.
Die praktischen Methoden sind der Kern des Buches und auch genau der Punkt, an dem sich viele Eltern Unterstützung wünschen. Wie soll man mit der Wahrnehmung des Kindes umgehen? Wie kann man hochsensiblen Kindern den Kita-Start vereinfachen? Wie soll man mit Ängesten des Kindes umgehen? Wie kann man ein hochsensibles Kind am besten beruhigen?
Zu diesen und noch viel mehr Fragestellungen bietet das Buch viele verschiedene praktische Lösungsansätze.
Ganz besonders angesprochen hat mich das Kapitel zu den Grenzen des Kindes, welches ganz sicher auch für Eltern von Interesse sein könnte, die kein hochsensibles Kind haben. Da der Autor im gesamten Buch mit vielen praktischen Beispielen arbeitet, gibt es immer wieder Situationen, in denen man sich selber erkennt. Gerade bei dem Thema „Grenzen“ ist vielen Eltern, Lehrern und Erzieherin gar nicht unbedingt bewusst, wie sie aussehen können und ab wann sie überschritten werden. Oder auch was für einen Rahmen Kindern brauchen, damit sie sich ihrer eigenen Grenzen bewusst werden und diese auch vertreten können.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat. Einige meiner Fragen wurden beantwortet und ich fühle mich bestärkt darin, dass der Weg, den unser Gefühl uns vorgegeben hat, der richtige ist.
Ich finde das Buch sowohl für diejenigen geeignet, die gerade erst damit angefangen haben sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, als auch für diejenigen, die zwar schon viele theoretische Informationen gesammelt haben, nun jedoch auf der Suche nach praktischen Methoden sind.
Mein Kind ist hochsensibel – was tun? von Rolf Sellin (2015), Kösel Verlag, 206 Seiten, Paperback, Preis: 16,99€, ISBN: 978-3-466-31046-3
Das Buch wurde mir kostenlos zur Verfügungs gestellt. Dies hat meine Meinung jedoch in keiner Weise beeinflusst.
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